Heute ist es wieder so weit: Am 6. Dezember
kommt der Nikolaus, bald darauf das Christkind und der Weihnachtsmann.
Geschenke bringen sie alle. Doch warum gibt es gleich drei Gabenbringer?
Es kann nur einen geben . . . oder?
Ich
habe eine Weile lang im Internet gestöbert und habe eine tolle
Erklärung gefunden. Es ist viel zum Lesen, aber interessant ist es
allemal wie wir zu unserem Brauch kommen. Da glaubte ich doch jahrelang,
dass der Nikolaus eine Erfindung von Coca Cola ist...
Die
meisten Eltern möchten ihren Kindern nicht die Illusion nehmen, dass es
höhere Mächte gibt, an die man sich mit einem Wunschzettel wenden kann.
Wenn also die Frage kommt, wer die Geschenke bringt, dann lautet die
Antwort nicht: Mama, Papa oder die Großeltern.
Die Antwortet lautet vielmehr: das Christkind. Oder, halt: der Weihnachtsmann.
Augenblick.
Und wer ist dann der Nikolaus? Nein, der kommt am 6. Dezember, nicht am
Heiligen Abend. Oder hilft er dem Christkind, als Weihnachtsmann
verkleidet? Andererseits betreibt er am Nordpol angeblich eine eigene
Fabrik für Spielzeug, wo ihm Elfen zur Hand gehen.
Wer also ist eigentlich dieser ominöse Mann in Rot?
Es
ist ein langer Entwicklungsprozess, der aus einem frühchristlichen
Bischof einen netten alten Opa mit Knollennase und roten Bäckchen
gemacht hat, der sich durch Schornsteine zwängt, um die Kinder zu
beglücken.
Der Ursprung: Nikolaus von Myra
Der
Weihnachtsmann ist auf Bischof Nikolaus von Myra (Lykien/Türkei)
zurückzuführen. Dieser wurde der Legende nach im Jahre 270 in der
kleinasiatischen Stadt Patras geboren und starb am 6. Dezember 343.
(Möglicherweise spielt für die Legenden um den Heiligen Nikolaus auch
ein zweiter Bischof namens Nikolaus von Pinora eine Rolle, der
allerdings erst im 6. Jahrhundert lebte.)
Nikolaus von Myra war
angeblich bereits mit 17 Jahren Bischof und nahm am Ersten Konzil von
Nicäa 325 teil. Allerdings gibt es keine sicheren Belege für Nikolaus
Teilnahme genauso wenig wie für seine Existenz überhaupt.
Auf
jeden Fall aber wird Nikolaus von Myra von der Ostkirche etwa seit dem
vierten Jahrhundert als Heiliger verehrt. Bei den Christen im Westen
wurde der Nikolaus-Tag - der Todestag des Bischofs am 6. Dezember - etwa
drei Jahrhunderte später ein Feiertag.
Ihm wurde nachgesagt, er habe
sich immer sehr um die Armen und besonders die Kinder gekümmert und
ihnen nachts heimlich Geschenke gebracht. Im Mittelalter wurde deshalb
das Beschenken der Kleinen, der Armen und auch der Dienstboten am 6.
Dezember ein Teil des Kultes - und ist es bis heute.
Luthers Erfindung: Der "Heilige Christ"
Mit
Martin Luther aber wurde es kompliziert. Der große Reformator schaffte
um das Jahr 1535 die Bescherung am Nikolausabend für die deutschen
Protestanten ab.
Stattdessen sollte nun der "Heilige Christ" -
später als Christkind verniedlicht und als kindlicher Jesus
missverstanden - an Weihnachten Geschenke bringen. Anhänger fand dieser
demnach ursprünglich protestantische Brauch in Deutschland seit 1900
dann auch unter den Katholiken.
In den folgenden 30 Jahren
wechselten Christkind und Nikolaus zunehmend die Seiten, sodass Kinder
im überwiegend katholischen Süden und Westen schließlich dem Christkind
den Vorzug gaben, im Osten und Norden dagegen dem Nikolaus allerdings in
seiner neuen Gestalt: dem Weihnachtsmann.
Aus zwei mach eins: Der Weihnachtsmann
Der
Weihnachtsmann hatte sich während des 19. Jahrhunderts entwickelt. Der
ursprünglich als Bischof dargestellte Nikolaus verschmolz zunehmend mit
seinem Begleiter und Gehilfen (zum Beispiel Knecht Ruprecht oder
Krampus) und übernahm dessen Stiefel, den Sack und die Rute, behielt
jedoch den Mantel und den - allerdings zunehmend abgewandelten -
Bischofshut.
Entstanden ist dadurch der Weihnachtsmann, auf den
sich zum Beispiel August Heinrich Hoffmann von Fallersleben in seinem
Lied "Morgen kommt der Weihnachtsmann" 1835 bezieht.
Doch die Aufmachung, die der moderne Weihnachtsmann/Nikolaus heute trägt, lässt sich so noch nicht verstehen.
Bis
der Gabenbringer diese Form angenommen hatte, musste der Nikolaus erst
nach Amerika auswandern. Das tat er als Sinterklaas von den Niederlanden
aus. In Neu Amsterdam beziehungsweise New York entwickelte er sich zu
Santa Claus - und verschmolz zunehmend mit dem Father Christmas, den die
Briten importiert hatten. Und die Bescherung wurde auf den 25. Dezember
verlegt.
Der ausgewanderte Sinterklaas
Während
Nikolaus (oder Sinterklaas) noch als ein eher asketisch wirkender
Heiliger in der Tracht eines Bischofs (Mitra, Stab, Kreuz, Chormantel,
Stola) aufgetreten war, wechselte Santa Claus in den USA als Father
Christmas nun in mehr dem Winterwetter angepasste Kleidung.
Eine
der frühesten Beschreibungen des neuen Santa Claus, der der modernen
Form des Weihnachtsmannes schon ähnelt, stammt aus einem Gedicht des New
Yorkers William Gilley. Der beschrieb 1821 "Santeclaus" als ganz in
Fell gekleidet und auf einem von Rentieren gezogenen Schlitten fahrend.
Erheblich
größeren Einfluss hatte allerdings 1822 das Gedicht " Twas before
Christmas" (A Visit from St. Nicholas) von Clement C. Moore aus New
York. Moore beschrieb den Nikolaus hier als rundlichen, lustigen Elf mit
rundem kleinen Bauch, ganz in Fell gekleidet, mit glitzernden Augen,
rosigen Bäckchen, einer Nase wie eine Kirsche, einem langen schneeweißen
Bart und einer Pfeife.
Auftritt eines Karikaturisten
Während
des amerikanischen Bürgerkriegs, im Jahre 1863, zeichnete Thomas Nast,
der bekannteste politische Karikaturist der USA im 19. Jahrhundert,
erstmals Santa Claus für das Wochenmagazin Harper s Weekly und legte
damit gewissermaßen fest, wie der Nikolaus von nun an aussehen würde:
Ganz
ähnlich wie von Moore beschrieben trat Father Christmas bei ihm nun
auf: mollig, lustig und mit langem Rauschebart. Zunehmend verdrängte
diese Figur nun alle anderen Darstellungen des Weihnachtsmannes. (Nast,
ein deutscher Einwanderer, steckte übrigens auch hinter den Maskottchen
der US-Parteien, dem Esel für die Demokraten und dem Elefanten für die
Republikaner.)
Und sogar die Santa-Farben gehen auf Nast zurück.
Als der Zeichner gebeten wurde, einige seiner Werke zu kolorieren,
wählte er für den Weihnachtsmann die Farben weiß und rot. Und auch
andere Eigenschaften des neuen Santa Claus sind Erfindungen des
Karikaturisten. So siedelte Nast ihn zum Nordpol um, wo der
Weihnachtsmann nun Spielzeuge herstellt.
Auch machte er den
europäischen Gefährten des ehemaligen Bischofs, Knecht Ruprecht, Krampus
oder wie er auch heißen mag, überflüssig. Denn Santa führt seit Nast
eine eigene Liste von braven und bösen Kindern, anhand derer er
entscheidet, wer beschenkt wird, und wer nicht.
Überschätzt: Die Rolle eines Getränkeherstellers
Als
in den zwanziger Jahren Coca Cola den Weihnachtsmann für die Werbung
einsetzen wollte, konnten die Designer demnach auf eine bereits sehr
erfolgreiche Vorlage zurückgreifen.
Nach Angaben des Unternehmens
ließ sich 1931 dann Werbezeichner Haddon Sundblom erneut von Moores
Gedicht aus dem Jahre 1822 inspirieren. Die Farben passten ja ganz
hervorragend zur Marke! Und zusammen mit Coca Cola und deren
Werbekampagne eroberte der moderne Weihnachtsmann die Welt.
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